Sonntag, 26. August 2012

J.R.R. Tolkien – Der Hobbit

Er konnte sich nicht vorstellen, was er jetzt tun sollte, und ebensowenig, was passiert war, warum man ihn zurückgelassen hatte oder warum ihn, wenn man ihn schon zurückgelassen hatte, die Orks nicht erwischt hatten; und auch, warum ihm der Kopf so weh tat, wusste er nicht. Die Wahrheit war, daß er längere Zeit still in einer sehr dunklen Ecke gelegen hatte: aus den Augen, aus dem Sinn.
Nach einer Weile tastete er nach seiner Pfeife. Sie war noch heil: schon mal etwas! Er tastete nach dem Tabaksbeutel, und es war noch genug drin: immer besser! Dann suchte er nach den Streichhölzern und fand keines; damit wurden alle seine Hoffnungen zunichte. Aber das war sein Glück, wie er bereitwillig zugab, als er wieder zur Besinnung kam, denn wer weiß, was ihm aus den dunklen Löchern an diesem unfreundlichen Ort womöglich zu Leibe grückt wäre, hätte er ein Streichholz angezündet und Tabakgeruch verbreitet! Trotzdem, für den Augenblick war es niederschmetternd. Aber als er alle seine Taschen durchwühlte und überall nach den Streichhölzern tastete, war seine Hand auch auf das Heft seines kleinen Schwertes gestoßen, das er von den Trollen mitgenommen und inzwischen so gut wie vergessen hatte. Zum Glück hatten auch die Orks es nicht bemerkt, denn er trug es unter dem Hosenbund.
Jetzt zog er es heraus. Es schimmerte fahl und schwach vor seinen Augen. „Also ist das auch eine Elbenklinge“, dachte er; „und die Orks sind nicht allzu nah, aber auch nicht allzu weit weg.“
Aber irgendwie beruhigte es ihn. Es war doch etwas Erhebendes, eine Waffe zu tragen, die in Gondolin für die vielbesungenen Orkkriege geschmiedet worden war; außerdem hatte er bemerkt, daß solche Waffen den Orks, die sich ihnen plötzlich gegenübersahen, einen starken Eindruck machten.
„Zurückgehen?“ dachte er. „Nützt gar nichts. Zur Seite? Unmöglich. Vorwärts? Das einzig Mögliche. Also los!“ Er stand auf und trabte vorwärts, sein kleines Schwert vor sich haltend und mit der einen Hand die Wand entlangstreifend, und sein Herz klopfte gewaltig.

Mittwoch, 15. August 2012

G(e)org(e)s P(e)r(e)c – Anton Voyls Fortgang

Anton Voyl hat Schlaf nötig, doch Anton kommt nicht zum Schlaf und macht Licht. Auf Antons Uhr ists Null Uhr zwanzig. Anton ächzt laut, wälzt sich mal so rum und mal so rum – Antons Schlafcouch ist hart – stützt sich dann auf, griff sich ’n Roman, schlug ihn auf und las; doch lang ging das nicht gut, da Anton vom Inhalt nichts, absolut nichts schnallt und ständig auf ’n Wort stößt, wovon ihm Sinn und Signifikation total unklar ist.
Also klappt Anton das Buch zu und ging ins Bad; dort macht Anton das Handtuch nass und fährt sich damit gründlich durchs Antlitz und auch Antons Hals kommt dran.
Antons Puls schlug zu stark. Ihm war warm. Anton macht das Wandloch mit Glas davor auf und schaut durch Nacht und Wind zum Mond hinauf. Warm wars, doch nicht zu warm. Vom Vorort drang kaum hörbar Lärm zu ihm rauf. Vom Kirchturm schlugs – dumpf und matt – zwomal. Auf’m Kanal Saint Martin fuhr sanft das Sandschiff dahin und pfiff schrill.