Samstag, 16. April 2011

Brom – Der Kinderdieb

Der Junge trat zu ihr und und kniete sich neben sie. Während sie, die Hände vors Gesicht geschlagen, dasaß und weinte, erzählte er ihr von einer verzauberten Insel, auf die keine Erwachsenen durften. Dort gab es andere Kinder wie sie, die gerne lachten und spielten. Dort konnte man großartige Abenteuer erleben.
Sie wischte sich die Tränen aus den Augen und brachte sogar ein Lächeln zustande, während sie über die alberne Geschichte den Kopf schüttelte. Doch als er sie einlud ihn zu begleiten, erwischte sie sich dabei, ihm zu glauben. Und obwohl eine Stimme tief in ihrem Inneren ihr sagte, dass sie sich von diesem Jungen fernhalten sollte, wünschte sie sich in jenem Moment nichts sehnlicher, als mit ihm zu gehen.
Sie ließ den Blick durch das winzige Zimmer schweifen, in dem man ihr so viel geraubt hatte. Hier gab es nichts außer schmerzlichen Erinnerungen. Was hatte sie also zu verlieren?
Als der Junge sich erneut anschickte zu gehen, zog sie sich eilig an und folgte ihm hinaus in die Nacht.
Hätte das Mädchen nur mit den anderen Jungen und Mädchen reden können, jenen etwa, die dem goldäugigen Jungen bereits gefolgt waren, dann hätte sie gewusst, dass man immer noch etwas zu verlieren hat.

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