Sonntag, 13. Februar 2011

Mikael Niemi — Das Loch in der Schwarte

Eines Tages, irgendwo dort draußen, wird man einen Himmelskörper erreichen. Am besten einen Planeten. Möglicherweise auch einen Mond, oder mangels besserer Alternativen auch nur einen Asteroiden. Aber das Beste wäre natürlich ein Planet. In sicherem Abstand von einer wärmenden Sonne, mit Atmosphäre und Wasser, vielleicht sogar mit Ozeanen.
Man manövriert vorsichtig seine Kapsel an den Strand einer geschützten Meeresbucht. Alles ist nur Fels, Öde, rötlicher Stoff wirbelt auf. Nirgends findet sich auch nur die geringste Spur von Leben. Man ist der Erste. Man benennt den Ort nach sich selbst. Vielleicht auch nach seiner Mutter. Endlich, nach all den klaustrophobischen Jahren, ist man angekommen.
Sofort beginnt man mit den praktischen Dingen. Gibt es Baumaterial hier? Kohlendioxid, Stickstoff, Aminosäuren? Woraus besteht der Felsgrund? Ist Salz im Meer? Bereits am ersten Nachmittag stapft man in seinem verschwitzten Raumanzug zum Meeresufer hinunter, beugt sich hinab und kippt einen ersten Teelöffel mit Algen ins Wasser. Einzellige Algen aus dem Gewächshaus des Raumschiffs. Außerdem Bakterien und Hefezellen. Kleine wirbelnde Lebenskörner. Sie fallen in die Uferwellen und breiten sich aus. Werden über die gewaltigen Meeresbreiten gespühlt. Man bleibt mit einem feierlichen Gefühl am Strand stehen. Versucht, das Unglaubliche zu begreifen. Man hat diesem Planeten das Leben geschenkt. Man hat die Schöpfung in Gang gesetzt.
Und es ist der erste Tag, und es wird Morgen und Abend. Und man sieht, dass es gut ist.

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