Ein Buch, wenn es so zugeklappt daliegt, ist ein gebundenes, schlafendes, harmloses Tierchen, welches keinem was zuleide tut. Wer es nicht aufweckt, den gähnt es nicht an; wer ihm die Nase nicht gerade zwischen die Kiefern steckt, den beißt’s auch nicht. Wilhelm Busch.
Sonntag, 6. März 2011
Herman Melville – Moby Dick
Nennt mich Ismael. Vor ein paar Jahren – das genaue Datum ist unwichtig –, als ich so gut wie nichts mehr in meinen Taschen und vom Leben die Nase voll hatte, kam ich auf die Idee, zur See zu gehen und mir den wässrigen Teil der Erdkugel näher anzusehen. Denn dies ist ein gutes Mittel, die Flausen aus dem Hirn zu verjagen und wieder zu frischem Blute zu kommen. Wann immer ich ein saures Gesicht zu machen beginne, wenn es in mir düster und triste wie im November ist und ich vor jedem Sarggeschäft meinen Schritt anhalte oder den Leichenzügen nachlaufe, besonders aber, wenn der Weltschmerz in meinem Inneren die Überhand in einer Weise bekommt, dass es all meines moralischen Rückhalts bedarf, um nicht auf die Straße hinunter zu laufen und den Leuten die Hüte von den Köpfen zu schlagen – dann ist es, wie ich weiß, hoch an der Zeit für mich, zur See zu gehen. Das ist sozusagen mein Ersatz für Pistole und Kugel. Mit einem philosophisch gewürzten Redeschwall stürzte sich Cato in sein Schwert – ich jedoch begebe mich in aller Ruhe an Bord eines Schiffes. Darüber braucht man sich nicht weiter zu wundern. Es gibt nämlich genug Menschen, die bisweilen, ohne dass sie sich darüber genau Rechenschaft ablegen könnten, von ähnlichen Gefühlen wie ich hinausgetrieben werden auf’s freie Meer.
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